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Wertes Publikum, geschätzte Interessierte,
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gestern hatte ich das Vergnügen, mich mit dem hinreißenden Shakespeare-Experten Stephen Greenblatt zu unterhalten. Dass junge Bühnenkünstler:innen sich den „Coriolanus“ vornehmen, fand er kühn – und konsequent. Warum? Die Helden sind unmöglich als solche zu akzeptieren, von den politischen Systemen, zwischen denen gerungen wird, funktioniert keines so richtig – weder praktisch noch moralisch. Dazwischen „der normale Mensch“ auf der Suche nach Halt.
Eben diese Unbequemlichkeit macht das Stück zu einem höchst spannenden Lehrstück in verwirrenden Zeiten, das, so Greenblatt, dennoch nicht mit Hoffnung geizt: In aller Unzulänglichkeit sind es die kleinen, zähen, gemeinsamen Taten, nicht die brachialen Begehrlichkeiten der Kriegsherren, die etwas wie Fortschritt erwirken können. Die Mühen der Demokratie, nicht die pompösen Versprechungen der autokratischen Imperien.
Azelia Opaks Inszenierung interessiert sich für nichts mehr als die Menschen, die Treiber und Getriebenen im großen Gemälde, für ihre Physis, ihre Leidenschaften – und für die hohe Musikalität des Stückes. Ich empfehle den Trailer (unten) zur Einstimmung (und ich empfehle Greenblatts „Der Tyrann“: erhellender als so mancher tagespolitische Kommentar…).
Schauen Sie sich das an!
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Anna Maria Krassnigg für das Ensemble der wortwiege
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CORIOLANUS
WILLIAM SHAKESPEARE Premiere: 14. September 2022 Vorstellungen bis 16. Oktober 2022
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Gezeigt wird die Geburtsstunde des Populismus, die den Fall des letzten, auf gleichermaßen spektakuläre wie fatale Weise unbeugsamen Soldaten bedingt. Coriolanus ist ein Kind des Krieges, vollkommen seiner Sache verschrieben. Seine Umwelt aber ist dabei, in eine Zeit überzutreten, in der das Lob der Taten mehr Prestige hat als die Taten selbst. Die „Plebs“ hat längst erkannt, dass politische Macht die Not länger lindern kann als eine Handvoll Korn, und übt sich in der Kunst der Intrige. Dabei gerät der anfechtbare Titelheld in das Spannungsfeld zwischen Krieg, der Frieden stiften soll, und einer neuen Zeit, die andere, blutfreie – oder wie Coriolanus sagen würde: blutlose – Kriegsformen übt.
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«Ich kann nicht das Demutskleid anziehen, entblößt vor dem Volk auftreten und um meiner Wunden willen um Beifall buhlen.»
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Europa in Szene 2022
THEATERFESTIVAL DER WORTWIEGE 14. SEPTEMBER - 16. OKTOBER 2022
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KASEMATTEN WIENER NEUSTADT
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Unter der Lupe des Spielplanmottos „Denk Macht Neu“ erforscht das Programm, wie Strukturen von Krieg, Demokratie, Autokratie und tradierte Bilder von Männlichkeit und Herrschertum ins Private dringen, es bestimmen und formen, wohin Macht ideell und strukturell führen kann. Daraus ergibt sich ein Denkraum, in dem Ideen von der Ermächtigung der Machtlosen florieren können.
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